MEHR ALS EIN VOGEL

Brieftauben haben unverständlicher Weise einen schlechten Ruf. Noch immer gelten sie als „Ratten der Lüfte“, dabei sind die gefiederten Geschöpfe bekannt für ihre hohe Intelligenz! Anders als manch anderer Vogel besitzen Brieftauben einen unvergleichlichen Orientierungssinn. Dazu haben Tauben eine erstaunliche visuelle Fähigkeit. Sie können sich bis zu 725 verschiedene Muster einprägen und sogar Gesichter voneinander unterscheiden und sie zuverlässig auch auf Fotos finden. Einige Forscher haben sogar herausgefunden, dass die Brieftauben in einer Fähigkeit uns Menschen sogar überlegen sind: im Multitasking. Brieftauben sind keine Ratten der Lüfte, sie sind wahre Intelligenzbestien die mit ihrer Treue auch euer Herz erobern können.

Steckbrief

Brieftaube

  • WISSENSCHAFTLICHER NAME Columba livia domestrica
  • NAME Brieftaube
  • LEBENSRAUM weltweit, Taubenschlag, Voliere
  • URSPRÜNGLICHE HERKUNFT Mittelmeerraum/Orient
  • GRÖßE 30-35 cm
  • GEWICHT 280g – 340g
  • LEBENSERWARTUNG 10-15 Jahre
  • FLÜGELSPANNWEITE 70cm
  • FLUGGESCHWINDIGKEIT 80-120 km/h
  • PAARUNGSZEIT Ganzjährig
  • ANZAHL DER EIER 2
  • BRUTDAUER 19-21 Tage
  • NAHRUNG Getreide und Sämereien, Körner
  • SOZIALVERHALTEN gruppenbildend
  • FEINDE Greifvögel, Parasiten, Infektionen, Wanderfalke, Habicht, Uhu, Raubtiere

 

HELFER,BOTEN UND GEFÄHRTEN
Die Geschichte der Brieftaube

Brieftauben stammen von der domestizierten Felstauben ab und sind wahre Helden, treue Begleiter und manchmal sogar Lebensretter.

Nicht nur heute begeistern die schönen Geschöpfe viele Taubenliebhaber aufs neue.
Schon bereits 2.300 v. Chr. ließen die Boten von König Sargon von Akkad Tauben im Angriffsfall fliegen. In der griechischen Antike wurden die Tiere bereits als Boten genutzt und brachten Teile des Siegesbandes von den olympischen Spielen als Nachrichten vom Sieg in die Heimat.

Immer mehr Menschen erkannten die unglaublichen Fähigkeiten der Brieftaube und nutzten ihren ausgeprägten Orientierungssinn als Nachrichtenüberbringer, indem sie die Nachricht stark verkleinert auf dünnes Häutchen schrieben und an den Federn und später an den Füßen der Brieftaube befestigten. Das ganze wurde von den Menschen pigeongramm genannt. Da die Nachrichten stark verkleinert wurden brauchte man damals ein laterna magica, ähnlich wie ein Beamer, um die Nachricht gut lesen zu können.

Die Brieftauben waren wahre Helden, die selbst bei der Belagerung von Paris 1870/71 Botschaften von Frontlinien brachten. 1872 beauftragte schließlich das Preußische Kriegsministerium den Kölner Taubenzüchter Josef Lentzen ein militärisches Brieftaubenwesen aufzubauen. Bereits 12 Jahre später gründete man dann den ersten nationalen Brieftaubenverband und ging ein enges Bündnis mit Kaiser Willhelm II. ein, der schließlich im Jahr 1888 die Schirmherrschaft über den Verband Deutscher Brieftaubenliebhaber – Vereine übernahm und die Brieftaube unter einen gesetzlichen Schutz stellte. Doch erst ab 19166 nahm die militärische Nutzung von Brieftauben in Deutschland Fahrt auf und die mobilen Taubenschläge wurden schließlich erfolgreich eingesetzt.

Durch den großen technischen Fortschritt Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Brieftauben meistens dann eingesetzt, wenn alle anderen Nachrichtenwege unterbrochen waren. Sie waren die letzte Möglichkeit Nachrichten überhaupt versenden zu können. Doch nach dem zweiten Weltkrieg endete der militärische Einsatz von den Brieftauben in Deutschland dann endgültig doch die Liebe zu der Taube blieb, schließlich waren die Brieftauben nicht nur Nachrichtenbringer, sondern für den einzelnen Soldaten auch wahre Freunde, Kameraden und Trostspender. Immer mehr Menschen entdeckten das Taubenhobby für sich und die Mitgliederzahl des Verbandes Deutscher Brieftaubenzüchter e.V erreichte ihren Höchststand.

Heute werden unsere gefiederten Freunde fast ausschließlich für sportliche Wettbewerbe gehalten und gezüchtet.

 

DIE FLIEGENDEN PFERDE

Taubenflüge heute

Während früher unseren gefiederten Freunde echte Meisterleistung zeigen mussten, lebensrettende Botschaften verteilten und treue Kameraden für einzelne Soldaten waren, sind die Brieftauben von heute fast ausschließlich für sportliche Wettbewerbe gehalten. Dabei werden die Brieftauben mit einem Speziallastwagen namens Kabinenexpress, kurz Kabi, zu einem etwa 100 bis 650 Kilometer vom Heimatschlag entfernten Auflassplatz transportiert. Wenn die Witterungsverhältnisse passen, treten die beringten Tauben von dort aus ihren Heimflug an. Die Ankunftszeit der einzelnen Tiere im heimatlichem Taubenschlag wird mithilfe des geschlossenen Nummernrings am rechten Fuß der Taube, über ein elektronisches Konstatiersystem registriert und an ein Rechenzentrum übergeben. Dort werden die Daten zur Auswertung und Erstellung der Preisliste ausgewertet. Den Zeitraum zwischen der Ankunft der ersten und der letzten Taube in der Preisliste bezeichnen Taubenzüchter als Konkurs.

DER RING- nicht bloß eine Zahl

Wir Menschen besitzen einen Personalausweis, Hunde und Katzen werden gechipt. Doch wie genau hält man Tauben auseinander? Wenn Brieftauben zur Welt kommen werden ihnen ungefähr 6 Tage nach dem Schlüpfen ein Ring am Bein aufgezogen. Auf dem Ring steht der Kürzel des Landes, es folgt die bis zu fünfstellige Vereinsnummer. In diesem Verein ist der Eigentümer der Taube registriert. Querstehend folgt das Geburtsjahr der Taube. Danach folgt die laufende Nummer.Die meisten Brieftauben haben die Telefonnummer des Besitzers zusätzlich am Bein, entweder als Zusatzring oder mittels Aufkleber. Brieftauben die an Wettflügen teilnehmen bekommen zusätzlich einen elektronischen Ring am rechten Bein für die Zeiterfassung.

Schöner Wohnen, auch für Tauben – Alles über den Taubenschlag

Der Taubenschlag ist für jeden Taubenzüchter ein muss in der Zucht. Er bietet den Tauben Schutz vor Witterungseinflüssen und natürlichen Feinden und dient der Zucht und Haltung von Brieftauben. Bereits in altägyptischer Zeit wurde die domestizierte Form der Felsentaube in eigens dafür errichteten Taubenhäusern und Taubentürmen gehalten. Es existieren viele verschiedene Arten von Schlägen, der Fokus bei der Anschaffung sollte auf den Tieren liegen. Maße, Platzierung und Zubehör sollten sich stets nach Vogelanzahl und Haltungszweck richten. So brauchen Jungtauben zum Beispiel keine Nestzellen wobei sie in der Zucht dringend zum brüten benötigt werden.Obwohl es keine festen Vorgaben für einen Taubenschlag gibt, so empfiehlt es sich, dass der Taubenschlag 1/2m³ pro Vogel hat und nicht niedriger als 2m ist.

 

Guurrmetschmecker – Artgerechtes Futter für die Brieftaube

Auch unsere gefiederten Freunde lieben schmackhafte Nahrung. Dabei versorgt ein gutes Taubenfutter die vorwiegenden Körnerfresser optimal mit allen wichtigen Nährstoffen und Vitaminen.. Doch nicht nur das Futter an sich, sondern auch die Fütterung im Allgemeinen ist vor allem eine Frage des Eingehens auf den Bedarf der Brieftaube. Tauben, die Junge füttern, haben einen viel höheren Bedarf an Eiweiß als Tauben, die auf Witwerschaft sitzen. Das selbe gilt auch für die Flüge. Je weiter der Flug, je schwieriger das Wetter, desto mehr Energiebedarf hat die Taube. Die Mischungen, die wir unseren Tauben vorsetzen, müssen so ausbalanciert sein, dass sie dem Bedarf der Taube entsprechen. Dabei kann der Taubenhalter seine Mischungen selber zusammen stellen oder auf Fertige Futtermischungen zurück greifen.

Taubenfuttermischungen bestehen grob aus drei primären Nährstoffen: Kohlenhydrate (Zucker und Stärke), Eiweiß (Proteine) und Fett. Abhängig vom Bedarf der Taube muss das Verhältnis variieren.

KOHLENHYDRATE

Mais, Weizen, Sorghum, Gerste, Paddy-Reis, Hafer, Buchweizen

EIWEIß

Erbsen, Getoastete Soja-Bohnen, Katjang Idjoe

FETT

Kardi, Hanf, Sonnenblumenkerne, Raps, Leinsaat, Sesam, Weißer Perilla

Der Taubenkalender

Das Jahr mit der Brieftaube